Selbstorganisation fördern: Wie Teams durch KMM autonomer werden

Einleitung

Die Fähigkeit eines Teams, selbstorganisiert zu arbeiten, ist ein entscheidender Faktor für dessen langfristigen Erfolg. Doch Selbstorganisation entsteht nicht von selbst. Sie benötigt unterstützende Rahmenbedingungen, klare Leitplanken und ein Umfeld psychologischer Sicherheit. Das Kanban Maturity Model (KMM) bietet eine strukturierte Herangehensweise, um Teams schrittweise in Richtung größerer Autonomie zu entwickeln. Gleichzeitig zeigt sich, dass gutes Leadership der entscheidende Faktor ist, um diesen Prozess nicht nur zu ermöglichen, sondern nachhaltig zu verankern.

In diesem Artikel untersuchen wir, wie das KMM Teams dabei unterstützt, mehr Eigenverantwortung zu übernehmen, warum psychologische Sicherheit essenziell ist und welche Rolle gutes Leadership spielt.


1. Was bedeutet Selbstorganisation im Kontext von KMM?

Selbstorganisation bedeutet, dass Teams eigenständig Entscheidungen treffen, ihre Arbeitsweise selbst regulieren und sich kontinuierlich verbessern. Doch dieses Ideal ist nicht von heute auf morgen erreichbar. Unternehmen durchlaufen verschiedene Reifestufen – genau wie im Kanban Maturity Model (KMM) beschrieben.

KMM-Level und deren Einfluss auf die Selbstorganisation:

  • Level 0 (Oblivious): Arbeit geschieht ad-hoc, ohne klare Strukturen. Teams haben kaum Entscheidungsfreiheit und keine Mechanismen zur Selbstorganisation.
  • Level 1 (Team Focused): Erste Kanban-Praktiken werden eingeführt, jedoch ohne konsequente Prozesse. Teams beginnen, sich lokal zu organisieren, doch Entscheidungen hängen stark von Führungskräften ab.
  • Level 2 (Customer Driven): Teams verstehen die Wertströme und arbeiten aktiv an der Verbesserung ihrer Prozesse. Sie übernehmen erste Verantwortung für ihre eigene Effizienz.
  • Level 3 (Fit for Purpose): Teams denken in Service-Orientierung. Sie erkennen ihre Verantwortung gegenüber Kunden und treffen datenbasierte Entscheidungen.
  • Level 4-6 (Risk-Hedged, Market Leader, Built for Survival): Selbstorganisation ist vollständig etabliert. Teams arbeiten hochgradig autonom und können sich selbstständig an Marktveränderungen anpassen.

2. Psychologische Sicherheit als Voraussetzung für Selbstorganisation

Viele Organisationen erwarten von ihren Teams selbstorganisiertes Arbeiten, vergessen jedoch, dass dies nur in einem Umfeld psychologischer Sicherheit möglich ist. Ohne ein Gefühl der Sicherheit werden Teams Risiken meiden, nicht offen kommunizieren und keine mutigen Entscheidungen treffen.

Die Rolle psychologischer Sicherheit in KMM-Leveln:

  • Niedrige KMM-Level (0-2): Fehler führen oft zu Schuldzuweisungen. Teams fühlen sich unsicher, was dazu führt, dass sie Entscheidungen vermeiden oder stets eine Bestätigung von oben suchen.
  • Höhere KMM-Level (3-6): Organisationen erkennen den Wert einer offenen Fehlerkultur. Teams erhalten Vertrauen, um Experimente durchzuführen und aus Fehlern zu lernen.

Wie fördert man psychologische Sicherheit?

  • Offene Kommunikation: Führungskräfte sollten aktiv zuhören und ehrliches Feedback geben.
  • Fehler als Lernchancen betrachten: Keine Schuldzuweisungen, sondern Reflexion und Verbesserung.
  • Transparenz schaffen: Wenn Teams wissen, was erwartet wird und wie Entscheidungen getroffen werden, steigt das Vertrauen.
  • Führungskräfte als Unterstützer: Führungskräfte sollten nicht als Kontrolleure auftreten, sondern als Enabler, die Teams Raum für Entwicklung geben.

3. Leadership als Schlüssel zur funktionierenden Selbstorganisation

Selbstorganisierte Teams sind nicht sich selbst überlassen. Vielmehr brauchen sie Führung, aber in einer anderen Form: als servant leadership. Die Rolle von Führungskräften verändert sich entlang der KMM-Level:

KMM-Level und die Rolle der Führungskraft:

  • Level 0-1: Führungskräfte treffen alle Entscheidungen. Teams haben kaum Eigenverantwortung.
  • Level 2-3: Führungskräfte übergeben schrittweise Verantwortung an Teams, während sie als Mentoren und Coaches agieren.
  • Level 4-6: Führungskräfte schaffen Strukturen, in denen Teams sich selbst organisieren und strategische Entscheidungen treffen können.

Praktiken für Leadership in selbstorganisierten Teams:

  • Delegation fördern: Verantwortung in klar definierten Bereichen abgeben.
  • Coaching statt Mikromanagement: Führungskräfte helfen Teams, Probleme eigenständig zu lösen, statt direkte Anweisungen zu geben.
  • Vision statt Kontrolle: Teams müssen den Sinn und Zweck ihrer Arbeit verstehen, um eigenverantwortlich handeln zu können.

4. Fazit: Der Mut zur Veränderung – und warum ein Coach helfen kann

Der Weg zur Selbstorganisation ist kein leichter. Es ist eine Reise voller Unsicherheiten, Herausforderungen und neuer Denkweisen. Vielleicht stehst du gerade an einem Punkt, an dem du merkst, dass dein Team mehr Verantwortung übernehmen könnte, aber du spürst Widerstände. Vielleicht gibt es Angst vor Fehlern oder eine Kultur, die Kontrolle über Eigenverantwortung stellt. Das ist normal – Veränderung erfordert Mut.

Doch genau hier liegt das Potenzial: Unternehmen, die das Kanban Maturity Model nutzen, haben eine klare Orientierung, wie sie ihre Teams schrittweise in Richtung mehr Autonomie entwickeln können. Dabei spielt psychologische Sicherheit eine zentrale Rolle, da ohne Vertrauen und eine offene Fehlerkultur keine echte Selbstorganisation entstehen kann.

Doch das wichtigste Puzzlestück ist und bleibt gute Führung. Leadership entscheidet darüber, ob Selbstorganisation gefördert oder ausgebremst wird. Führungskräfte, die Teams unterstützen, statt zu kontrollieren, ermöglichen eine echte Transformation.

Dein nächster Schritt:

Wenn du diesen Weg nicht alleine gehen möchtest, dann hole dir Unterstützung. Ein erfahrener Coach kann dir helfen, die richtigen Hebel zu identifizieren, Fallstricke zu vermeiden und dich auf deiner Reise zur Selbstorganisation zu begleiten. Veränderung beginnt mit einer mutigen Entscheidung – treffe deine heute!

Wetteifer vs. Wettkampf: Warum Scrum Master lieber auf Zusammenarbeit als auf Konkurrenz setzen sollten

Ein harmloser Sprint oder die Hunger Games?

Stell dir vor, du bist Scrum Master eines Teams, das gerade einen Sprint-Review vorbereitet. Die Spannung ist spürbar. Zwei Entwickler diskutieren über die beste Lösung für ein Problem. Doch plötzlich kippt die Stimmung: „Meine Lösung ist klar besser!“, ruft der eine. „Blödsinn, du hast überhaupt keine Ahnung!“, entgegnet der andere.

Was als produktiver Austausch begann, mutierte zum Showdown – ein Wettkampf mit Gewinnern und Verlierern. Aber wäre es nicht besser gewesen, wenn sich die beiden Entwickler im Wetteifer gegenseitig inspiriert hätten, um gemeinsam die beste Lösung zu finden?

Was viele nicht wissen: Schon Peter Drucker, einer der bekanntesten Management-Denker, erkannte den Unterschied zwischen Wetteifer und Wettkampf – und warum der eine Teams stärkt, während der andere sie zerstören kann.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was der Unterschied zwischen Wetteifer und Wettkampf ist
  • Warum Wetteifer Teams beflügelt
  • Welche Probleme eine Wettkampfkultur mit sich bringt
  • Wie du als Scrum Master oder Product Owner eine Kultur des gesunden Wetteiferns förderst

Wetteifer vs. Wettkampf: Was ist der Unterschied?

Wettkampf:

  • Fokus liegt auf Gewinnen und Verlieren
  • Andere werden als Gegner betrachtet
  • Oft begleitet von Neid, Angst und Statusdenken
  • Führt zu Silodenken und Geheimhaltung
  • Erfolg auf Kosten anderer

Wetteifer:

  • Fokus liegt auf besser werden als gestern
  • Andere sind Sparringspartner, keine Gegner
  • Fördert Motivation, Innovation und Lernkultur
  • Zusammenarbeit bleibt erhalten
  • Erfolg durch gemeinsame Weiterentwicklung

Der große Unterschied: Wetteifer motiviert Teams zu Höchstleistungen, ohne dass sie sich gegenseitig das Wasser abgraben.


Warum Wetteifer Teams beflügelt

Ein Team, das sich gegenseitig inspiriert und herausfordert, entwickelt sich schneller und nachhaltiger. Hier sind einige Vorteile einer Kultur des Wetteiferns:

💡 Mehr Innovation

In einer Umgebung, in der es nicht darum geht, Konkurrenten auszustechen, sondern die beste Lösung gemeinsam zu finden, sprühen die Ideen. Entwickler ergänzen sich, statt sich gegenseitig auszustechen.

🚀 Schnelleres Lernen

In Teams mit Wetteifer helfen sich die Mitglieder gegenseitig, weil sie wissen: Wenn das Team wächst, wachsen sie selbst auch. Eine Atmosphäre, in der Wissen offen geteilt wird, beschleunigt die Entwicklung aller Beteiligten.

💪 Höhere Eigenmotivation

Anstatt aus Angst zu handeln („Ich darf nicht schlechter sein als Kollege X!“), motivieren sich die Teammitglieder gegenseitig, sich zu verbessern. Lernen macht Spaß – wenn es nicht mit Angst verbunden ist.


Die dunkle Seite: Was passiert, wenn ein Team im Wettkampfmodus agiert?

Hier ein kleines Gedankenexperiment: Stell dir vor, dein Scrum Team wird von heute auf morgen mit individuellen Bonuszahlungen belohnt. Je mehr Code du schreibst, desto mehr verdienst du. Klingt super, oder?

Hier sind die Nebenwirkungen:

  • Zusammenarbeit nimmt ab, weil niemand dem anderen helfen will.
  • Wissen wird zurückgehalten, um sich einen Vorteil zu sichern.
  • Fokus auf Quantität statt Qualität – Hauptsache, man hat „mehr gemacht“ als die anderen.
  • Politik und Misstrauen wachsen – plötzlich sind Kollegen Konkurrenten.

Kurzum: Wettkampf killt Teamarbeit und schafft Gewinner auf Kosten vieler Verlierer.


Wie du als Scrum Master oder Product Owner eine Kultur des Wetteiferns aufbaust

🎯Setze den Fokus auf gemeinsames Lernen

Statt individuelles Ranking oder „Bester-Entwickler“-Awards zu vergeben, feiere gemeinsame Erfolge. Sprint-Reviews sollten Momente sein, in denen man voneinander lernt – nicht Showdowns, in denen Teams gegeneinander antreten.

💬Fördere konstruktives Feedback

Ein gesundes Maß an Herausforderung ist gut – solange es sich um gegenseitige Verbesserung handelt. Bringe dein Team dazu, sich wertschätzendes, aber ehrliches Feedback zu geben. Eine gute Methode dafür ist Peer-Feedback in Retrospektiven.

🛠️ Stelle Transparenz über Konkurrenz

Wenn jeder weiß, woran die anderen arbeiten, gibt es keine Geheimniskrämerei. Ein transparentes Kanban- oder Scrum-Board hilft dabei, den Fokus auf das Teamziel zu richten, anstatt dass Einzelne um Status kämpfen.

🏆Feiere Verbesserungen, nicht Siege

Erfolge sind wichtig – aber sie sollten nicht auf Kosten anderer erzielt werden. Feiere nicht den „schnellsten Entwickler“, sondern den größten Lernerfolg oder die beste gemeinsame Problemlösung.


Wetteifern statt Wettkampf – für gesunde, erfolgreiche Teams

Ein Scrum-Team ist keine Gladiatorenarena. Wenn sich Teammitglieder als Konkurrenten sehen, führt das zu Misstrauen, Silodenken und einem toxischen Arbeitsklima. Eine Kultur des Wetteiferns hingegen hilft Teams, sich gegenseitig herauszufordern, ohne sich zu bekämpfen.

Dein nächster Schritt oder eine Idee wie du aus dem Blog was für dein Team erreichst:

  • Reflektiere: Wie ist die Kultur in deinem Team? Gibt es gesunden Wetteifer oder gefährlichen Wettkampf?
  • Starte bewusst kleine Veränderungen: Fördere Transparenz, wertschätzendes Feedback und gemeinsame Ziele.
  • Und wenn du merkst, dass dein Team in den Wettkampfmodus abdriftet? Dann erinnere sie daran: Es geht nicht darum, besser als andere zu sein – sondern besser als gestern.