In Teams gibt es DEN EINEN Neuanfang NICHT!

Sätze wie „Das Team arbeitet schon lange zusammen, das läuft!“, „Neuanfang? Von wegen! Das Team arbeitet schon seit 2 Jahren im Projekt!“ und „Was? Einen Neuanfang gestalten?? Weshalb?“ höre ich in meiner Tätigkeit immer wieder. Doch was hat das mit diesem Neuanfang wirklich auf sich?

Ich bewege mich jeden Tag im Umfeld von agilen Teams, Schulen und sozialen Institutionen. Diese begleite ich als Scrum Master, Teamentwicklerin, Coach, Supervisor, Organisationsentwicklerin…. und durch meine Arbeit gewinne ich viele Einblicke in die unterschiedlichsten Teamkonstellationen und Organisationen.

Was hat es mit diesem Neuanfang auf sich?

Die Gründung eines neuen Teams ist bestimmt der offensichtlichste Neuanfang den es gibt. Dieser wird als einzigartig wahrgenommen und wird in den meisten Fällen auch aktiv gestaltet. Es freut mich immer zu sehen, wenn Teams bei diesen Neuanfängen u.A. folgende Fragen klären:

  • Wer befindet sich in dieser Runde?
  • Wer hat hier welche Rolle, Aufgabe und Verantwortlichkeit
  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiedlichkeiten sind vorhanden?
  • Wie müssen wir in dieser Runde zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein?
  • Woran erkennen wir, dass wir erfolgreich sind?

Die aktive Gestaltung von Neuanfängen ermöglicht eine Basis für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Doch die Neubildung eines Teams ist nicht der einzige Neuanfang, welcher ein Team erfährt. Jedes Mal, wenn sich die Zusammensetzung eines Teams ändert, ist ein Neuanfang gegeben. Dies kann eine Person sein, welche neu dazu kommt, oder jemand, der das Team verlässt. Diese Neuanfänge werden leider in der Praxis oft nicht als solche erkannt.

Weshalb ist jede Veränderung der Zusammensetzung ein Neuanfang?

Die Antwort ist simpel: Das Team muss sich neu ordnen!

Kommt eine Person neu in ein Team, ist es nicht nur für diese Person notwendig sich zu orientieren, sondern auch für die bestehenden Personen. Es entsteht im Team eine neue Dynamik und die bestehende Beziehungskonstellation erfährt unweigerlich eine Veränderung. Die Rollen, die persönlichen Verbindungen und die Positionierungen könnten eine Veränderung erfahren. Ja man kann sogar sagen, dass die persönliche Stellung im Team bedroht ist.

  • Welche ausgesprochenen und unausgesprochenen Regeln gibt es in diesem Team?
  • Wem fühle ich mich nah und wem fern?
  • Wer wendet sich vielleicht von mir ab oder rückt näher zu mir?
  • Wer hat neu Einfluss?
  • Wie ist mein Einfluss?
  • Wer hat neu Macht?
  • Wer führt uns durch diesen Moment der Unsicherheit?
  • Welche Tabus sind vorhanden?
  • Welche Beweggründe gibt es in diesem Team zu sein?
  • Will ich Teil dieses neuen Teams sein?

Bei der Betrachtung all dieser Fragen erstaunt es nicht, dass ein Neuanfang sich immer wie Sand im Getriebe anfühlt. Im Umgang mit diesem Sand, zeigt sich schlussendlich die Maturität eines Teams. Ein Team in seiner vollzähligen Zusammensetzung kann sehr viel selber herausarbeiten, den „Sand“ identifizieren und thematisieren.

Natürlich kann man diesen „Sand“ auch ignorieren. Das ist auch eine Gestaltungsform des Neuanfangs. Es ist jedoch ein teambehinderndes Vorgehen. Wie die aktive Gestaltung eines Neuanfangs, ist auch das Ignorieren eine erste Intervention auf dem Weg mit dem Team.

Persönliche Anmerkung

„Nichts ist so beständig, wie der stete Wandel“, denn dieser bringt immer etwas Neues und andere Menschen, welche mit uns aktuellen Gegebenheiten begegnen. Manchmal ist es schwer, sich mit der Veränderung anzufreunden oder mitzugehen, manchmal ist es leichter. Gemeinsam als Team diesen Schritt zu gehen, heisst sich all diesen Neuanfängen zu stellen und sie gemeinsam anzugehen.

Veröffentlicht von

Simone Ackle-Lüchinger

Beleuchten Sie mit mir das Arbeitssystem und das soziale System mit einem speziellen Augenmerk auf das, was die Menschen bewegt in der Veränderung und was es braucht. Im Veränderungsprozess unterstütze ich Sie mit einem massgeschneiderten Setting. Ein bunter Strauss an Methoden begleiten uns auf dem agilen Weg. Langjährige Erfahrung als Beraterin für Einzelpersonen, Gruppen und Teams Supervision, Coaching, Fallbesprechungen, Organisationsentwicklung, Kanban, Scrum, langjährige Verwaltungs- und Führungserfahrung. Mitglied bso - Berufsverband für Coaching, Supervision und Organisationsberatung Mitglied DGGO - Deutsche Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsdynamik LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/simone-ackle-l%C3%BCchinger-5b354912a/

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