Einleitung
Agilität bedeutet kontinuierliche Verbesserung – aber wie messen wir eigentlich, ob eine Organisation auf ihrem Weg der Reife vorankommt? Das Kanban Maturity Model (KMM) bietet eine systematische Möglichkeit, die Entwicklung einer Organisation entlang verschiedener Stufen zu verfolgen. Um diesen Fortschritt sichtbar zu machen, sind Metriken und Key Performance Indicators (KPIs) unerlässlich.
In diesem Artikel gehen wir darauf ein, wie sich Fortschritt im Rahmen des KMM messen lässt und welche KPIs je Reifestufe besonders aussagekräftig sind. Außerdem beleuchten wir, warum quantitative und qualitative Messungen kombiniert werden sollten, um eine fundierte Bewertung der Agilitätsentwicklung vorzunehmen.

1. Warum Messen? Die Bedeutung von Metriken im KMM
Messen bedeutet nicht nur, Zahlen zu sammeln, sondern den Fokus auf das zu lenken, was wirklich wichtig ist. Metriken helfen dabei:
- Den aktuellen Reifegrad eines Teams oder einer Organisation im KMM einzuordnen.
- Engpässe, Risiken und Potenziale sichtbar zu machen.
- Verbesserungen objektiv zu bewerten und gezielt nachzusteuern.
- Führungskräften datenbasierte Entscheidungen zu ermöglichen.
Dabei gibt es zwei zentrale Dimensionen:
- Flow-basierte Metriken – Diese messen, wie effizient Arbeit durch das System fließt.
- Reifegradindikatoren – Diese zeigen, inwiefern eine Organisation über die Zeit hinweg ihre agilen Praktiken und Strukturen verbessert.
2. Metriken und KPIs entlang der KMM-Stufen
Das KMM unterteilt die agile Reifung einer Organisation in sechs Stufen. Jede Stufe hat spezifische Herausforderungen und Potenziale – und dementsprechend auch spezifische Messgrößen.
Level 0: Oblivious (Kein bewusstes Prozessmanagement)
In dieser Stufe gibt es kaum explizite Prozesse. Alles geschieht ad-hoc, Arbeit wird unsichtbar ausgeführt, und es existieren keine definierten Metriken.
Metriken:
- Anzahl paralleler Arbeiten ohne klares Management
- Durchschnittliche Durchlaufzeit (oft sehr hoch und unvorhersehbar)
- Work in Progress (WIP) unlimitiert
👉 Erstes Ziel: Arbeit sichtbar machen! Einführung eines Kanban-Boards und einfacher Flow-Messungen.
Level 1: Team Focused (Grundlagen von Kanban eingeführt)
Hier beginnen Teams mit der Visualisierung ihrer Arbeit und ersten einfachen Steuerungsmechanismen wie WIP-Limits.
Metriken:
- Zykluszeit (Cycle Time) messen
- WIP-Limits setzen und überwachen
- Anteil unvorhersehbarer Arbeiten (z. B. Ad-hoc-Aufgaben vs. geplante Arbeit)
👉 Ziel: Stabile Prozesse auf Teamebene etablieren und erste Effizienzsteigerungen messen.
Level 2: Customer Driven (Service-Orientierung etabliert)
Das Team beginnt, sich an Kundenbedürfnissen zu orientieren. Serviceklassen werden eingeführt, und es gibt klare Erwartungen an Durchlaufzeiten.
Metriken:
- Lead Time Variabilität: Wie stark schwanken die Durchlaufzeiten?
- Service-Level-Zuverlässigkeit: Wird Arbeit innerhalb der zugesagten Fristen erledigt?
- Kundenzufriedenheit (z. B. Net Promoter Score, qualitative Umfragen)
👉 Ziel: Vorhersagbarkeit verbessern und den Fokus auf kundenorientierte Ergebnisse lenken.
Level 3: Fit for Purpose (Strategische Optimierung der Workflows)
In dieser Stufe beginnt die Organisation, datenbasiert zu arbeiten und Entscheidungen systematisch zu verbessern.
Metriken:
- Flow Efficiency: Wie viel Zeit verbringt Arbeit tatsächlich in Bewegung vs. in Wartezeiten?
- Abhängigkeiten zwischen Teams sichtbar machen
- Engpassanalysen durchführen (z. B. Bottleneck Detection)
👉 Ziel: Verschwendung minimieren und Service-Delivery verbessern.
Level 4: Risk-Hedged (Fokus auf Risikomanagement & Skalierung)
Auf diesem Level sind Organisationen in der Lage, Risiken aktiv zu managen und Prozesse zu skalieren.
Metriken:
- Vorhersagegenauigkeit von Work Items (Probabilistische Forecasts)
- Variabilität der Zykluszeiten reduzieren
- Verfügbarkeit und Resilienz messen (z. B. Incident Response Time in IT-Teams)
👉 Ziel: Organisation stabil skalieren und Unsicherheiten minimieren.
Level 5 & 6: Market Leader & Built for Survival
Hier sind Organisationen nicht nur hochgradig agil, sondern auch marktführend in ihrer Branche. Sie passen sich flexibel an Veränderungen an und innovieren systematisch.
Metriken:
- Marktreaktionszeit: Wie schnell kann die Organisation auf neue Anforderungen reagieren?
- Innovation Rate: Anteil neuer Produkt-/Service-Features pro Quartal
- Mitarbeiter-Engagement-Score (Zeigt an, wie stark Teams sich mit der Unternehmenskultur identifizieren)
👉 Ziel: Innovation fördern und nachhaltige Marktführerschaft sichern.
3. Kombination aus quantitativen und qualitativen Metriken
Messungen sind nur dann wertvoll, wenn sie mit qualitativen Erkenntnissen ergänzt werden. Zahlen alleine sagen nicht alles – daher sollten Organisationen folgende Fragen reflektieren:
- Wie fühlt sich das Team mit den Veränderungen?
- Welche Hindernisse sehen Teammitglieder selbst?
- Werden Prozesse tatsächlich gelebt oder nur formal dokumentiert?
Durch regelmäßige Retrospektiven und gezielte Umfragen lassen sich diese qualitativen Aspekte erheben und mit den numerischen KPIs kombinieren.
Fazit: Messen als strategisches Werkzeug
Fortschritt zu messen bedeutet mehr als nur Zahlen zu sammeln – es bedeutet, die richtigen Fragen zu stellen und kontinuierlich zu lernen. Das Kanban Maturity Model bietet eine wertvolle Orientierung, doch erst mit den passenden Metriken können Teams und Organisationen bewerten, wo sie stehen und was der nächste sinnvolle Schritt ist.
Dein nächster Schritt:
Überlege dir: Welche Metriken nutzt deine Organisation bereits? Wo gibt es noch blinde Flecken? Und wie könntest du mit gezielten KPIs deine kontinuierliche Verbesserung unterstützen?
Wenn du Unterstützung bei der Messung deines Fortschritts und der Definition passender Metriken brauchst, dann hole dir einen erfahrenen Coach ins Boot – denn eine erfolgreiche Transformation beginnt mit den richtigen Erkenntnissen!