In meinen Einsätzen als Agile Coach in der Organisation will ich nicht in erster Linie die Agilität „verkaufen“, sondern den Teams in ihrer täglichen Arbeit Unterstützung bieten.
Immer mehr stelle ich dabei fest, dass ich mit dem Thema Retrospektive das Interesse wecken kann. „Zurückschauen? Optimieren auf Basis von gemachten Erfahrungen und Erkenntnissen? Wo ist denn der Unterschied zu den Lessons Learned?“ Diese Frage kommt oft. Und wenn es mir dann gelingt aufzuzeigen, dass Retrospektiven eben nicht nur „alter Wein in neuen Schläuchen“ sind, sondern ein ständiges sich weiterentwickeln, dann habe ich meistens das Interesse geweckt und mein Ziel erreicht.
Für mich sind die Retrospektiven ein Baustein auf dem Weg zur lernenden Organisation. Regelmässiges Hinterfragen des WIE zusammenarbeiten, identifizieren von Handlungsfeldern, fokussieren, definieren und umsetzen von Massnahmen. Und nicht vergessen – die Wirkungskontrolle. Hat die definierte Massnahme den gewünschten Effekt?
Schnell erkennen die Teams den Nutzen und die Wichtigkeit, Retrospektiven in absehbarer Zeit zu wiederholen. Mein Tipp: die Dauer bis zur nächsten Retrospektive sollte ca. 4-6 Wochen nicht überschreiten. Und definierte Massnahmen sollten idealerweise in diesem Zeitraum umgesetzt werden.
Kurz noch was zum Begriff Team. Immer mehr arbeite ich nicht nur mit Projekt-, sondern auch mit Linienteams zusammen. Was ist der Unterschied: Projektteams haben ein Ziel, ein „gemeinsames Objekt der Begierde“. Die Zusammenarbeit und die Kultur ist meist nicht vergleichbar mit der eines Linienteams. Oft fällt mir auf, dass die Linienteams eher „Organisationgruppierungen“ entsprechen und eben diese gemeinsame Zielorientierung nicht haben. Offenheit und Transparenz fehlen oft, Misstrauen stellt sich ein. Was macht eigentlich der Andere? Muss immer nur ich Aufträge übernehmen? Die Stimmung im Team ist angespannt. Den Anstoss für eine Retrospektive gibt oft eine Veränderung im Team; z.B. ein neuer Teamleiter, welcher Retrospektiven bereits kennt, erlebt hat, oder von dieser reflektierenden Methode schon gehört hat. Mit der Durchführung einer ersten Retrospektive kann in solchen Teams oft ein Kulturwandel angestossen werden.
Und ja – Retrospektiven zahlen auf verschiedene Werte und Prinzipien der Agilität ein und sind deshalb ein Türöffner für die Agilität.