Während traditionelles Leadership oft auf Kontrolle und Hierarchie basierte, erfordert die moderne Arbeitswelt mehr Flexibilität, Vertrauen und Autonomie. Dieser Blog beleuchtet, wie sich Führung im Wandel befindet und warum Vertrauen, Sinnstiftung und die Förderung von Selbstverantwortung heute entscheidend sind. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und den Erwartungen der jüngeren Generation zeigt sich: Führungskräfte müssen zu Coaches, Mentoren und Sinnstiftern werden, um in der Zukunft erfolgreich zu sein.
Verbindungen zwischen Jocko Willink, Klaus Grawe und den Prinzipien von New Ways of Working
Die Konzepte von Jocko Willink (besonders in seinen Büchern Extreme Ownership und Leadership Strategy and Tactics), Klaus Grawe und den Ansätzen von New Ways of Working (New Work) zeigen interessante Parallelen und bieten wertvolle Erkenntnisse für modernes Führungs- und Arbeitsverhalten. Ihre Ideen lassen sich in den Bereichen Vertrauen, Autonomie, Sinngebung und Führung miteinander verknüpfen.
1. Vertrauen und Beziehungen als Grundlage für Leistung
Ein zentraler Punkt in Jocko Willinks Büchern ist der Gedanke, dass Vertrauen die Grundlage jeder erfolgreichen Beziehung im Team bildet. In Leadership Strategy and Tactics argumentiert Willink, dass ohne Vertrauen keine effektive Kommunikation oder Zusammenarbeit stattfinden kann. Führungskräfte sind dafür verantwortlich, durch authentische und konsistente Handlungen Vertrauen aufzubauen, um ein starkes Teamklima zu schaffen. Dieses Vertrauen ermöglicht es den Teams, autonom zu arbeiten und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Klaus Grawe greift diesen Punkt auf, indem er das menschliche Bedürfnis nach Bindung und sozialen Beziehungen in den Vordergrund stellt. Nach Grawe ist psychologische Gesundheit eng mit der Qualität unserer Beziehungen verbunden. Dies bedeutet, dass vertrauensvolle Beziehungen im beruflichen Kontext die Leistungsfähigkeit von Teams steigern können. Grawe betont, dass eine sichere, positive Bindung in sozialen Gruppen das Vertrauen stärkt und psychisches Wohlbefinden fördert, was letztlich die Effektivität und Kreativität in Teams unterstützt.
Auch die New Work-Bewegung nach Frithjof Bergmann greift dieses Thema auf: In modernen Arbeitsumgebungen ist Vertrauen ein Schlüssel, um Hierarchien flacher zu gestalten und Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, autonom und kollaborativ zu arbeiten. Wenn Mitarbeitende das Vertrauen spüren, dass sie selbstständig Entscheidungen treffen dürfen, steigert dies ihre Motivation und Leistung.
2. Autonomie und Selbstverantwortung
Jocko Willinks Konzept der „Extreme Ownership“ zielt darauf ab, dass Führungskräfte und Mitarbeitende die volle Verantwortung für ihre Handlungen und Entscheidungen übernehmen. Autonomie und Verantwortung sind dabei untrennbar verbunden. Willink plädiert dafür, dass Führungskräfte die Kontrolle delegieren und ihren Teams genug Freiraum lassen müssen, um eigenverantwortlich zu handeln und Probleme selbst zu lösen. Dies ist besonders wichtig in komplexen oder sich schnell verändernden Umgebungen, in denen dezentrale Entscheidungen notwendig sind.
Auch bei Grawe spielt Autonomie eine zentrale Rolle. Er hebt das Bedürfnis nach Kontrolle als einen der wichtigsten Faktoren für psychisches Wohlbefinden hervor. Menschen, die das Gefühl haben, Kontrolle über ihre Arbeit und ihr Leben zu haben, sind glücklicher und produktiver. Im beruflichen Kontext bedeutet dies, dass Führungskräfte ein Umfeld schaffen sollten, in dem Mitarbeitende eigenverantwortlich und selbstbestimmt arbeiten können.
Frithjof Bergmanns New Work-Philosophie baut auf diesem Gedanken auf: Sie fordert mehr Autonomie und Selbstverwirklichung in der Arbeit. Mitarbeitende sollen in der Lage sein, selbst zu entscheiden, wie, wann und wo sie arbeiten, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Die Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen, führt zu einem höheren Engagement und besserer Leistung.
3. Sinnstiftung und Zielorientierung
Sowohl Willink als auch Grawe und Bergmann betonen die Wichtigkeit von Zielen und Sinnstiftung. Jocko Willink erklärt, dass Führungskräfte ein starkes, klares Ziel vorgeben müssen, das das gesamte Team vereint. Ein „highly aligned, loosely coupled“ Ansatz, den Willink beschreibt, bedeutet, dass alle Beteiligten auf dasselbe Ziel hinarbeiten, aber genug Flexibilität haben, um ihren eigenen Weg dorthin zu finden. Teams müssen verstehen, warum sie etwas tun, um engagiert und leistungsfähig zu bleiben.
Grawe spricht von motivationalen Schemata und davon, dass Menschen nach Zielorientierung und Sinn streben. Wenn Mitarbeitende den Sinn hinter ihrer Arbeit erkennen, sind sie motivierter und erleben weniger Stress. In modernen Organisationen ist es wichtig, dass Führungskräfte klar kommunizieren, welche übergeordneten Ziele verfolgt werden, und den Mitarbeitenden Raum geben, ihre eigene Arbeitsweise entsprechend zu gestalten.
Frithjof Bergmann geht noch einen Schritt weiter und fordert, dass Arbeit nicht nur ein Mittel zum Zweck sein soll, sondern ein Weg zur Selbstverwirklichung. Die Arbeit soll den Menschen Sinn geben und ihnen ermöglichen, ihre Leidenschaften zu leben. Dies entspricht auch Grawes Vorstellung davon, dass Menschen aufblühen, wenn ihre grundlegenden psychischen Bedürfnisse – wie das nach Sinn und Zielorientierung – erfüllt werden.
4. Führung auf allen Ebenen
In Jocko Willinks Büchern wird immer wieder betont, dass Führung auf allen Ebenen notwendig ist. Jeder im Team trägt Verantwortung und kann eine Führungsrolle übernehmen, indem er Entscheidungen trifft und proaktiv Probleme löst. Eine erfolgreiche Organisation hängt davon ab, dass Führung nicht nur von oben nach unten geschieht, sondern dass alle Beteiligten ein Bewusstsein für ihre Rolle als Führungskraft haben.
Grawe würde diesen Ansatz unterstützen, da er die Ressourcenorientierung betont – Menschen fühlen sich motiviert und kompetent, wenn sie ihre eigenen Fähigkeiten und Ressourcen einsetzen können, um Ziele zu erreichen. Auch Bergmanns New Work betont die Selbstorganisation und flache Hierarchien, in denen jede Person Verantwortung übernimmt und aktiv zu den Zielen des Unternehmens beiträgt.
Fazit: Was bedeutet das alles für Leadership heute?
Die Zusammenführung der Ideen von Jocko Willink, Klaus Grawe und Frithjof Bergmann zeigt, dass Vertrauen, Autonomie, Sinnstiftung und Führung auf allen Ebenen essenzielle Elemente sind, um leistungsfähige, moderne Arbeitsumgebungen zu schaffen. Alle drei Denker bieten wertvolle Perspektiven darauf, wie Führungskräfte und Teams in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt erfolgreich sein können, indem sie diese grundlegenden menschlichen Bedürfnisse berücksichtigen und fördern.
Moderne Führung muss auf den Prinzipien von Vertrauen, Autonomie, Sinnstiftung und kontinuierlichem Lernen aufbauen – diese Konzepte haben nicht nur Bedeutung in der Theorie, sondern auch in der Praxis moderner Arbeitswelten. Vor allem im Kontext von Fachkräftemangel und den Erwartungen der jüngeren Generationen müssen Führungskräfte lernen, ihre Rolle neu zu definieren.
- Vertrauen als Basis: Junge Generationen erwarten, dass ihnen Vertrauen entgegengebracht wird. Sie wollen Verantwortung übernehmen und eigenständig arbeiten, ohne micromanaged zu werden. Führungskräfte müssen lernen, nicht nur Kontrolle abzugeben, sondern auch das Vertrauen innerhalb des Teams zu stärken. Das geht über eine rein hierarchische Führung hinaus und erfordert, wie Willink es beschreibt, Führung auf allen Ebenen. Führungskräfte müssen eher Moderatoren und Unterstützer sein, die Teams ermächtigen, ihre eigenen Wege zu finden.
- Autonomie und Eigenverantwortung: Sowohl Grawe als auch Willink zeigen, dass Autonomie eng mit Motivation und Leistung verknüpft ist. Junge Talente erwarten, dass sie ihre Arbeit selbst gestalten können – sei es in Bezug auf Ort, Zeit oder Methode. Führungskräfte, die dies unterstützen, schaffen eine produktive und innovative Umgebung, die Talente anzieht und bindet. Dies steht im Gegensatz zum traditionellen Kontrollmodell, in dem die Führungskraft alle Entscheidungen trifft.
- Sinnstiftung: Die New Work-Philosophie von Bergmann betont, dass Arbeit Sinn haben muss. Gerade die jüngere Generation sucht nach einem tieferen Zweck und will ihre Arbeit mit persönlichen Werten in Einklang bringen. Führungskräfte sollten lernen, wie sie Sinn und Bedeutung in den Arbeitsalltag integrieren können. Dies erfordert eine klare Kommunikation über die Unternehmensziele und wie jede Rolle dazu beiträgt. Die Führungskraft wird hier zum Sinnstifter und unterstützt Mitarbeitende dabei, sich persönlich und beruflich zu entwickeln.
- Führung als kontinuierliches Lernen: Moderne Führung erfordert von den Führungskräften, dass sie selbst flexibel bleiben und ihre Rolle kontinuierlich hinterfragen und weiterentwickeln. Die Herausforderungen von heute sind anders als die von gestern, und das Lernen und Anpassen gehört zu den wichtigsten Fähigkeiten einer modernen Führungskraft. Der Fachkräftemangel erhöht den Druck, attraktive Arbeitsumfelder zu schaffen, in denen Lernen und persönliche Weiterentwicklung selbstverständlich sind. Dies ist ein zentrales Lernfeld, das Führungskräfte noch stärker in ihre Rolle integrieren müssen.
- Attraktivität durch flexible Führung: Angesichts des Fachkräftemangels und der jüngeren Generation, die mehr Wert auf Flexibilität, Work-Life-Balance und Selbstbestimmung legt, müssen Führungskräfte lernen, sich von starren Hierarchien zu lösen. Ein flexibler, menschenzentrierter Führungsstil, der auf Vertrauen und Selbstverantwortung basiert, ist nicht nur effektiver, sondern auch notwendig, um die besten Talente anzuziehen und zu halten.
Zusammengefasst: Die Zukunft der Führung ist nicht nur ein hierarchisches Modell, sondern ein dynamischer, menschenzentrierter Ansatz, der Vertrauen, Autonomie und Sinn integriert. Führungskräfte müssen lernen, weniger als „Chef“ und mehr als Coach, Mentor und Sinnstifter zu agieren, um den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden – besonders im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die Erwartungen der jüngeren Generationen. Das bedeutet, dass moderne Führungskräfte ständig bereit sein müssen, ihre eigenen mentalen Modelle zu hinterfragen und sich weiterzuentwickeln.
Dieser Wandel von der klassischen zur modernen Führung verlangt eine Neuausrichtung, die gleichzeitig herausfordernd und unglaublich lohnend ist.