Welch eine Überraschung!

Facilitation Nr.2

Habt ihr schon einmal erlebt, dass ihr etwas, das ihr schon hundertmal gemacht habt, plötzlich gegen die Wand gefahren habt? Genau das ist mir am Samstag beim zweiten Modul zur Facilitation passiert.

Lassen Sie mich kurz zurückblicken:

Wir als Teilnehmende bekamen die Gelegenheit, eine kurze 30-minütige Sequenz als Facilitator/in zu übernehmen. Ich dachte, dass jemand, der bisher wenig bis gar keine Erfahrung damit gemacht hat, diese Chance nutzen sollte. In meinem beruflichen Alltag hatte ich bereits oft die Gelegenheit dazu, und so wollte ich die Bühne lieber anderen überlassen. Doch am Samstag, kurz vor dem Mittagessen, gab es erneut den Aufruf: Wer möchte es am Nachmittag versuchen? Und hier passierte das Klassische: Niemand meldete sich. Jeder dachte im Stillen, dass sich jemand anderes melden sollte. Obwohl wir uns am Morgen genau mit dem Thema „Stille aushalten“ beschäftigt hatten, konnte ich es nicht lassen und meldete mich als Zweite, obwohl ich es nicht wirklich wollte. Ich hatte einfach Hunger und wollte zum Mittagessen…

Der Auftrag wurde uns beiden erklärt, und ich ging erst einmal zum Mittagessen.

Nach dem Essen schrieb ich kurz einen Satz auf das Flipchart, legte ein paar Post-its und Stifte bereit – und fertig. Als Methode entschied ich mich, etwas Neues auszuprobieren, das ich selbst noch nie gemacht hatte: 1-2-4-All von Liberating Structures. Ich dachte, ich sei gut vorbereitet…

Dann ging plötzlich alles sehr schnell, da es bereits Samstagnachmittag war, und wir um 17 Uhr Schluss machen mussten. Ich richtete den Stuhlkreis schnell her, damit alle sich hinsetzen konnten, begrüßte herzlich alle und stellte den Auftrag vor. Normalerweise mache ich das mit einer kurzen Geschichte (Storytelling) aus meinem Berufsalltag, aber dieses Mal hatte ich mir nicht genug Gedanken dazu gemacht. Die Nervosität stieg, also beschloss ich, einfach mit der Methode zu beginnen. Schließlich musste ich sie ja nicht erklären, da sie alle kannten. Aber wie kam ich auf die Idee, dass alle anderen auch genau wussten, worum es ging? Außerdem waren es fünf Teilnehmende und ich, also beschloss ich, einfach mitzumachen, damit es funktioniert. Doch das war nicht so einfach, denn ich musste gleichzeitig auf die Zeit achten. 1-2-4-All war getaktet auf 1 Minute – 2 Minuten – 4 Minuten. Das funktionierte natürlich überhaupt nicht! In meinem Kopf war Chaos, und ich verstrickte mich total. Bei „All“ geht es darum, Ideen mit der Gruppe zu teilen. Jeder klebte seine Zettel auf das Flipchart, und eine Diskussion begann. Grundsätzlich war das gut, aber es gab große Meinungsverschiedenheiten, und meine Unsicherheit übertrug sich vollständig auf die Gruppe. Jeder Versuch, die Kontrolle zurückzugewinnen und die Sache zu lenken, scheiterte, und ich wurde immer kleiner. Außerdem fühlten sich alle unwohl. Das Ergebnis entsprach überhaupt nicht dem, was ich geplant hatte. In solchen Momenten können 30 Minuten leider sehr lange sein.

Mein Fazit für mich:

  1. Auftragsklärung mit dem Auftraggeber: Egal wie klein oder kurz der Auftrag ist, ich werde in Zukunft nachfragen, was das Endziel ist. Denn mein Ziel habe ich nicht erreicht, aber vielleicht war das auch gar nicht gefragt.
  2. Wer sind meine Teilnehmenden? In diesem Fall handelte es sich um eine Gruppe, die daran gewöhnt ist, zu leiten und dies auch in unsicheren Situationen sofort tut. In Zukunft werde ich besser darüber nachdenken, wie ich Raum geben und gleichzeitig lenken kann.
  3. Methodenwahl: In hektischen Situationen werde ich nur noch Methoden wählen, die ich gut kenne und die sich für die Anzahl der Teilnehmenden oder die Situation eignen. Experimente mache ich nur, wenn ich genug Zeit habe und die Gruppe gut kenne.
  4. Resonanz: Unsicherheit überträgt sich auf die Gruppe. Ich werde überlegen, wie ich in solchen Situationen besser damit umgehen kann.
  5. Und zu guter Letzt: Wenn ich etwas nicht tun will, lasse ich es bleiben. Hunger ist keine Entschuldigung!

Habt ihr ähnliche Situationen erlebt und welches Geschenk habt ihr daraus gezogen?

Was machst du für eine Weiterbildung? Facilitation?!?

Wenn ich Anfang Jahr schon gewusst hätte, wie einfach ich erklären kann, was Facilitation ist, wären mir viele lange Gesichter erspart geblieben. Aber dazu startet man ja eine Ausbildung, um neues dazu zu lernen und mit bekanntem zu verknüpfen.

Also kurz und bündig:

facilitation academy Berlin/ Jutta Weimar

Mein erstes Modul der Ausbildung zum Facilitator hat letze Wochenende in Berlin gestartet und ich bin genau am richtigen Ort gelandet. Es ist so viel mehr als nur die Moderation eines Workshops oder die Visualisierung auf eine Flipchart. Vielmehr geht es dabei um einer Gruppe den Raum zu geben, ihr Bestes zu geben. Danke Jutta und Frederick, dass mir das bereits am ersten Tag klar wurde.

Meiner Meinung nach steht ein guter Facilitator nicht im Mittelpunkt ist aber trotzdem immer präsent. Das bedeutet, dass ich mich und meine Rolle dabei kennen muss.

Eine saubere Auftragsklärung und ist meiner Meinung nach das A und O für meine Arbeit und gleichzeitig auch der schwierigste Teil daran. wie finde ich heraus was nicht nur der Auftraggeber will sondern die Gruppe braucht? Ich habe gelernt nicht nur meinen Auftraggeber zu fragen sondern einen Klärungstermin mit der Gruppe oder einer repräsentatives Anzahl Teilnehmende durch zu führen. dazu brauche ich nur eine Frage: Was ist anders am Tag nach der Veranstaltung? Freu mich schon es auszuprobieren.

Wie klarst du deinen Auftrag?