Warum Product Owner in 2 Tagen Training nicht zu erlernen ist

Wenn wir über die Rolle Product Owner sprechen ist meistens der „Scrum Product Owner“ gemeint. (Singel Team, Single Product)
Ich schreibe heute mit der Rolle des Product Owners in einem eher ganzheitlichen Kontext im Fokus. Das geht meiner Meinung nach weit über die Produktverantortung einer Person für ein Produkt und ein Team hinaus. Am ehsten kann das im LeSS gesehen werden. Da hat ein PO wirklich den Gestaltungsfreiraum um ein Produkt an den Kunden zu bringen.

Ein PO setzt nicht einfach die Roadmap des Portfolio Teams um. Ein PO hat auch nicht nur Features in seinem Backlog. Ein Product Owner verantwortet die ganzheitliche Produktentwicklung und ist für den ganzen Produkt Lebenszyklus verantwortlich. An dieser Stelle sollte ich mal Marty Cagan erwähnen.


Marty Cagan ist ein bekannter Experte im Bereich des Produktmanagements und gilt als Pionier auf diesem Gebiet. Er war ein wichtiger Mitarbeiter bei eBay und AOL und gründete später die Firma Silicon Valley Product Group (SVPG), die sich auf die Beratung von Technologieunternehmen im Bereich Produktmanagement spezialisiert hat. Cagan ist Autor des Buches „Inspired: How To Create Products Customers Love“ und ist bekannt für seine wegweisenden Ansichten und Praktiken im Bereich des Produktmanagements, insbesondere im Hinblick auf die Schaffung erfolgreicher und kundenorientierter Produkte.

Ich möchte an dieser Stelle eine Element in seinen Themen aufgreifen. Er spricht vom empowerd Product Team. Was meint er damit?

Ein „empowered product team“ (ermächtigtes Produktteam) nach Marty Cagan bezieht sich auf ein Team, dem die notwendige Befugnis, Verantwortung und Ressourcen übertragen wurden, um unabhängig und effektiv zu handeln. Hier sind einige Schlüsselelemente eines ermächtigten Produktteams nach Marty Cagan:

  1. Selbstständigkeit:
    • Ein ermächtigtes Produktteam ist in der Lage, weitgehend autonom zu handeln. Es sollte nicht ständig auf Anweisungen von oben warten müssen, sondern in der Lage sein, Entscheidungen selbstständig zu treffen.
  2. Befugnisse und Verantwortlichkeiten:
    • Das Team hat die notwendigen Befugnisse und Verantwortlichkeiten, um das Produkt zu gestalten und zu führen. Dies schließt die Möglichkeit ein, wichtige Produktentscheidungen zu treffen, Prioritäten zu setzen und das Team in Richtung der Produktvision zu führen.
  3. Multifunktionales Team:
    • Cagan betont die Bedeutung von multifunktionalen Teams, die alle erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse haben, um das Produkt zu entwickeln und zu liefern. Dies kann Entwickler, Designer, Produktmanager und andere Rollen umfassen.
  4. Direkter Kundenkontakt:
    • Teammitglieder sollten in der Lage sein, direkt mit Kunden zu interagieren, ihre Bedürfnisse zu verstehen und Feedback zu sammeln. Das unterstützt ein tieferes Verständnis für die Kundenerwartungen.
  5. Experimentieren und Lernen:
    • Ein ermächtigtes Team ist in der Lage, Experimente durchzuführen und aus den gewonnenen Erkenntnissen zu lernen. Dies ermöglicht eine kontinuierliche Verbesserung und Anpassung der Produktstrategie.
  6. Fokus auf Ergebnisse:
    • Das Team sollte nicht nur darauf abzielen, Funktionen zu liefern, sondern auch darauf, messbare Ergebnisse zu erzielen. Der Fokus liegt auf dem Mehrwert für den Kunden und dem Beitrag zum Geschäftserfolg.
  7. Schnelle Iteration:
    • Ein ermächtigtes Produktteam kann schnell iterieren, um auf Veränderungen in den Marktbedingungen oder Kundenanforderungen zu reagieren. Dies erfordert flexible Prozesse und schnelle Entscheidungswege.
  8. Kontinuierliches Feedback:
    • Ein starkes Feedbacksystem sollte etabliert sein, um sicherzustellen, dass das Team kontinuierlich lernt und sich verbessert. Dies kann sowohl internes Feedback zwischen Teammitgliedern als auch externes Feedback von Stakeholdern und Kunden umfassen.

Die Schaffung ermächtigter Produktteams ist ein zentrales Element im agilen Produktmanagement und ermöglicht es Unternehmen, flexibel und reaktionsschnell auf die sich schnell ändernde Geschäftsumgebung zu reagieren.

Hier kommt die Begründung warum ein 2-3 Tage dauernder PO Trainings Event nicht reicht um ein erfolgreicher PO zu sein.

Wenn man sich überlegt was es alles braucht um ein empowerd Product Team zu haben, dann ist das ein Skillset welches weit über das Wissen von Scrum, agile und User Stories hinaus geht. Selbst wenn viele der Aufgaben natürlich an den Scrum Master delegiert werden, sollte der PO diesen Teamentwicklungs- und Organisationsentwicklungsauftrag in Auftrag geben, anleiten, finanzieren und einfordern.

Diese Aufgaben sind eher im Management zu finden. Das sind Aufgaben welche von Führungskräften wahrgenommen werden.

Genau hier liegt der Fehler welche viele Organisationen machen. Sie delegieren die Rolle des PO’s an eine extrovertierte Persönlichkeit auf Teamlevel. Ohne die Chance zu haben das Arbeitssystem zu verändern oder Changes einfordern zu können.

2-3 Tage sich mit der Rolle Prodct Owner auseinanderzu setzen ist ok als Startpunkt. Aber es braucht weit mehr Weiterbildung und Entwicklung damit die agile Produktentwicklung tatsächlich alle die Vorteile bringt welche sich die Top Führungskräfte erhoffen.

Veröffentlicht von

Ruedi

Rudolf "Ruedi" Gysi Liebt Produkte welche Kunden begeistern und Forscher zum Thema Iterative Produktentwicklung. Versucht Work-Systems und Social-Systems nachhaltig miteinander zu verbinden damit wertvolle Arbeitswelten entstehen.

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