Die Kunst der Kanban-Board-Gestaltung: Der Breakfast Club

Die Gestaltung eines Kanban-Boards mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, doch sie erfordert ein tiefes Verständnis des Prozesses, den es visualisieren soll. In diesem Beitrag nehme ich euch mit in eine kleine imaginäre Firma namens Breakfast Club, um euch zu zeigen, wie man ein Kanban-Board entwirft und gleichzeitig die richtigen Fragen stellt.

Die KI hat ein hübsches Bild generiert 🙂

Die Geschichte des Breakfast Club

Der Breakfast Club hat sich auf ein einfaches, aber perfektes Frühstücksmenü spezialisiert: Ein weiches Ei, zwei Stück Toast mit Butter und eine heiße Tasse Kaffee. Die Herausforderung? Jeder Gast soll sein Frühstück frisch und pünktlich serviert bekommen.

Die Teilnehmenden der Übung bekommen 5 Minuten Zeit, ein Kanban-Board für diesen Service zu erstellen. Doch wie genau sollte so ein Board aussehen, und welche Fehler gilt es zu vermeiden?


Häufige Ergebnisse der Übung

Die Übung zeigt immer wieder verschiedene Ansätze auf, wie ein Kanban-Board gestaltet werden kann. Hier sind drei typische Versionen, die entstehen:

  1. Das Detaillierte Prozess-Board Manche Teilnehmende visualisieren jeden einzelnen Schritt des Herstellungsprozesses. Zum Beispiel:
    • Eier kochen: Wasser erhitzen, Ei ins Wasser legen, Kochzeit überwachen.
    • Toast machen: Toastscheiben in den Toaster geben, Bräunungsgrad kontrollieren.
    • Kaffee kochen: Wasser aufsetzen, Kaffee brühen.
    Warum dieser Ansatz suboptimal ist: Diese Ebene gehört zur fachlichen Expertise und wird von den Mitarbeitenden beherrscht. Solche Details müssen nicht ins Kanban-Board, da sie den Fokus verwässern.
  2. Das Management-Ansatz-Board Andere gehen in die entgegengesetzte Richtung und stellen den Einkauf und die Kontextprozesse dar, z. B.:
    • Eier einkaufen.
    • Toaster beschaffen und warten.
    • Eigenschaften des Toasts definieren.
    Warum dieser Ansatz oft zu hoch gegriffen ist: Dieses Board mag für Manager:innen interessant sein, führt jedoch zu wenig Klarheit darüber, wie der eigentliche Service erbracht wird. Es verliert die Kundenzentrierung aus dem Blick.
  3. Das Kundenorientierte Service-Board Der beste Ansatz konzentriert sich auf den Service-Prozess aus Kundensicht. Ein solches Board könnte folgende Spalten und Schritte enthalten:
    • Bestellung aufnehmen: Gast bestellt das Frühstück.
    • Ei zubereiten: Das wertvollste Element des Menüs wird zuerst vorbereitet.
    • Toasten: Die Toastscheiben kommen in den Toaster.
    • Butter bereitstellen: Ein Stück Butter wird zum Toast hinzugefügt.
    • Kaffee eingiessen: Heißer Kaffee wird frisch serviert.
    • Servieren: Das komplette Frühstück wird auf einem Tablett an den Tisch gebracht.
    Warum dieser Ansatz ideal ist: Dieses Board konzentriert sich darauf, wie der Kunde den Service wahrnimmt. Es visualisiert die Abfolge der Arbeitsschritte, die direkt mit der Wertschöpfung für den Kunden verbunden sind.

Lernziele der Übung

Mit dieser Übung wird deutlich:

  • Ein gutes Kanban-Board stellt den Service und die Kundenerfahrung in den Mittelpunkt.
  • Zu detaillierte oder zu hoch gegriffene Boards lenken vom Wesentlichen ab.
  • Der Fokus sollte darauf liegen, wie Arbeit organisiert wird, um den Kunden schnell und effektiv zu bedienen.

Zusätzliche Überlegungen: Risiken und Wertzuwachs analysieren

Ein Kanban-Board sollte nicht nur den Prozess darstellen, sondern auch helfen, Risiken und Wertzuwachs im Blick zu behalten. Hier einige Fragen und Gedanken, die ihr in die Analyse einfließen lassen könnt:

  1. Warum starten wir mit dem Ei?
    • Das Ei hat die längste Durchlaufzeit. Es zu priorisieren, sorgt dafür, dass der gesamte Service pünktlich geliefert werden kann.
    • Würde man mit den schnelleren Elementen wie dem Kaffee oder Toast starten, wäre das Ei am Ende der Engpass.
  2. Wie entwickelt sich der Wertzuwachs?
    • Das Ei stellt den höchsten Wert für den Kunden dar. Die Visualisierung des Prozesses zeigt, wie dieser Wert Schritt für Schritt aufgebaut wird.
    • Toast und Kaffee sind wichtige Ergänzungen, aber ohne das Ei wäre das Frühstück unvollständig.
  3. Wo liegen die Risiken im Prozess?
    • Engpässe wie ein defekter Toaster oder nicht genug gekochte Eier können den gesamten Ablauf verzögern. Diese Risiken sollten im Kanban-Board sichtbar sein, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.
    • Eine Spalte wie „Blocker“ könnte helfen, solche Probleme zu identifizieren und schnell zu beheben.
  4. Wie bleibt der Fokus auf dem Kunden erhalten?
    • Jede Spalte sollte die Abfolge aus Sicht des Kunden widerspiegeln: Von der Bestellung bis zur Lieferung.
    • Das Board sollte nicht mit internen Details überfrachtet werden, sondern klar und leicht verständlich bleiben.

Schlussfolgerung

Die Erstellung eines Kanban-Boards ist mehr als nur das Skizzieren von Prozessen. Es ist ein Werkzeug, das Teams hilft, ihre Arbeit zu visualisieren, zu priorisieren und die Wertschöpfung für den Kunden zu optimieren. Der Breakfast Club zeigt auf spielerische Weise, wie wichtig es ist, den richtigen Fokus zu finden – denn nur so kann der Service wirklich effektiv gestaltet werden.

Hast du Lust, das Kanban-Board des Breakfast Clubs selbst zu entwerfen? Probier es aus und teile deine Ergebnisse!

Veröffentlicht von

Ruedi

Rudolf "Ruedi" Gysi Liebt Produkte welche Kunden begeistern und Forscher zum Thema Iterative Produktentwicklung. Versucht Work-Systems und Social-Systems nachhaltig miteinander zu verbinden damit wertvolle Arbeitswelten entstehen.

Ein Gedanke zu „Die Kunst der Kanban-Board-Gestaltung: Der Breakfast Club“

Kommentar verfassen