Wenn wir ehrlich sind, machen fast alle Scrum-Teams in Wirklichkeit Kanban. Ja, du hast richtig gelesen. Scrum ist nämlich nichts anderes als eine hochspezialisierte Form von Kanban, die in einem engen Rahmen operiert. Lass uns das genauer betrachten, wissenschaftlich fundiert und mit einem Augenzwinkern.
Der Kanban-Ansatz: Flow und Kontinuierliche Verbesserung
Kanban basiert auf einigen einfachen, aber wirkungsvollen Prinzipien:
- Visualisiere den Workflow: Alles wird transparent gemacht.
- Begrenze die Work in Progress (WIP): Fokus auf das, was zählt.
- Messung und Optimierung: Ständige Verbesserungen durch Feedback-Schleifen.
Der Fokus liegt darauf, den Flow zu optimieren – also die Geschwindigkeit und Effizienz, mit der Arbeit durch das System fließt – und die Lead Time (Zeit von der Anforderung bis zur Lieferung) zu minimieren.
Scrum: Eine Sonderform von Kanban
Scrum hat viele Ähnlichkeiten mit Kanban, auch wenn es oft als Gegenmodell dargestellt wird. Beide fokussieren sich auf kontinuierliche Verbesserung und die Lieferung von Wert. Scrum setzt jedoch auf strikte Time-Boxing und festgelegte Rollen wie Scrum Master und Product Owner. Hier wird es interessant:
- Sprint-Länge als Lead Time: Scrum-Teams planen ihre Arbeit in Sprints, die höchstens vier Wochen dauern. Das bedeutet, dass sie automatisch eine maximale Lead Time von vier Wochen einhalten – genau wie es Kanban-Teams tun würden, nur eben ohne explizite Time-Box.
- Customer Lead Time: Gute Scrum-Teams stellen sicher, dass der Kunde spätestens am Ende des Sprints Feedback erhält. Damit ähneln sie fortgeschrittenen Kanban-Teams, die kontinuierlich liefern können und kurze Customer Lead Times anstreben.
Die Überschneidungen im Detail
Schauen wir uns einige Parallelen genauer an:
Scrum | Kanban |
---|---|
Time-Boxed Sprints (bis 4 Wochen) | Limitierung der Lead Time durch Flow-Optimierung |
Sprint Planning | Pull-Prinzip und Priorisierung im Backlog |
Retrospektiven | Kontinuierliche Verbesserungen basierend auf Daten und Feedback |
Scrum Board | Kanban-Board zur Visualisierung des Workflows |
In beiden Ansätzen geht es um die Frage: Wie können wir effizienter, schneller und mit weniger Verschwendung arbeiten?
Fazit: Warum diese Unterscheidung wichtig ist
Scrum mag Kanban in einem Korsett sein, aber dieses Korsett hilft vielen Teams, Struktur und Rhythmus zu finden. Sobald sie jedoch die Prinzipien von Scrum meistern, könnten sie den Schritt hin zu „reinem“ Kanban wagen – oder zumindest den Kanban-Flow adaptieren, um noch flexibler zu werden.
Wenn du also ein Scrum-Team bist, dann herzlichen Glückwunsch: Du machst bereits Kanban – mit Zeitlimits. Und das ist absolut okay, solange es deinem Team und deinen Kunden dient. Vielleicht ist es aber auch an der Zeit, sich zu fragen: Was wäre, wenn wir die Grenzen von Scrum sprengen und uns voll auf den Flow konzentrieren würden?
Denn am Ende des Tages gilt: Der Flow ist King. Egal, ob du ihn in vier Wochen oder kontinuierlich lieferst.