Gedanken zum Thema Mindset

Im agilen Umfeld wird oft über das Mindset gesprochen. In letzter Zeit habe ich jedoch meine Gedanken auf ein anderes Mindset-Thema gelenkt.

Wie jeder Coach, Trainer oder Berater musste ich meine Berater-CVs von Zeit zu Zeit überarbeiten und ergänzen. Dabei ist mir aufgefallen, wie viele Zertifikate und Levels ich im Laufe der Zeit erworben habe. Für mich ist das Ergebnis meiner Neugierde. Wenn mich etwas interessiert, gebe ich nicht so leicht auf und möchte herausfinden, wie weit ich gehen kann. Bin ich ein Streber? Ein Poser? Woher kommt dieser Drang, meine Grenzen auszuloten?

Dabei bin ich auf den Begriff „Destination Mindset“ gestoßen. Ich erkenne Dinge, die ich für erstrebenswert halte, und setze mir klare Ziele. Dies hilft mir, Fokus und Energie für Aufgaben und Ziele zu finden. Offensichtlich bin ich in der Lage, eine Vision für mich zu entwickeln, ein Ziel zu definieren und die Entschlossenheit und Energie aufzubringen, es zu erreichen.

Das Ganze hatte einen interessanten Effekt. Ich dachte immer: Wenn du dein Ziel erreichst, wirst du glücklich sein und am Ziel deiner Träume stehen. Ich hatte das Glück, einige meiner großen Ziele zu erreichen, aber als ich die Ziellinie überquerte, spürte ich kein Glücksgefühl. Stattdessen empfand ich Erleichterung. Endlich angekommen, geschafft! Doch kurz darauf folgte die Frage: „Und jetzt? Was mache ich als Nächstes? Mir ist langweilig. Was könnte ich noch tun oder erreichen? Welche Herausforderung ist angemessen?“

Es gibt jedoch auch ein anderes Mindset: das Hier-und-Jetzt-Mindset. Ich habe es während meiner verschiedenen Coachings und meiner Zeit als Judoka sowie durch die Beschäftigung mit asiatischen Philosophien kennengelernt. Im Rahmen meiner beruflichen Entwicklung geriet es jedoch etwas in den Hintergrund. Natürlich habe ich mich mit IKIGAI, Meditation und Achtsamkeit beschäftigt. Dennoch finde ich, dass im letzten Jahr das Glücksempfinden und das Genießen des Moments mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Du merkst schon, das Destination Mindset meldet sich wieder… 🙂

Ich glaube, das Destination Mindset lässt mich nicht so leicht los. Ich verdanke ihm viele Erlebnisse und Erfolge. Diese Einstellung und meine Neugier gehören zu meiner Persönlichkeit, mit all ihren Vorzügen. Andererseits stellt sich die Zufriedenheit nicht wirklich ein. Wie schön wäre es, nach Erreichen eines Ziels einfach einen Kopfsprung in den See der Glückseligkeit zu machen und dort zu verweilen.

Ich habe mir vorgenommen, weniger darauf zu achten, was ich erreiche, und mehr Zeit dem Hier-und-Jetzt-Mindset zu widmen. Ich hoffe, das hat nichts mit dem Älterwerden zu tun oder ist eine Ausrede, nicht mehr so viel leisten zu wollen. Vielmehr befinde ich mich auf der Suche nach einer Verschmelzung dieser beiden Denkweisen. Beide Mindsets haben ihre Berechtigung, und die Balance zwischen ihnen ist die Herausforderung.

Das Leben sollte nicht ausschließlich auf die Zukunft ausgerichtet sein, sondern auch den gegenwärtigen Moment wertschätzen.

Veröffentlicht von

Ruedi

Rudolf "Ruedi" Gysi Liebt Produkte welche Kunden begeistern und Forscher zum Thema Iterative Produktentwicklung. Versucht Work-Systems und Social-Systems nachhaltig miteinander zu verbinden damit wertvolle Arbeitswelten entstehen.

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